Rückblick: Gelebte Ökumene auf einer Reise nach Rom
Der Synergieeffekt lag auf der Hand: Zwei Pfarrer, die am Pfingstsonntag zu ihrem eigenen Bedauern nicht in ihren Kirchen sein konnten sowie 46 katholische bzw. protestantische Menschen, die in dem komfortablen Reisebus saßen, auf dem Weg nach Rom. Folgerichtig begann diese Reise am 20. Mai 2018 mit einem Gottesdienst, durchgeführt von Stefan Ruf und Gottfried Askani, während draußen vor den Fenstern die Landschaft vorbeizog. Der Weg ist das Ziel – auch bei dieser bereits achten ökumenischen Reise. Und so galt der Übernachtungsstopp in Brescello, der Stadt von Don Camillo (!) und Peppone, dem ersten näheren Kennenlernen und der Erholung, bevor es dann am nächsten Tag Richtung Rom weiterging.
Rom, die Stadt der Kirchen!
Rom ist die größte Stadt Italiens. Sie liegt in der Region Latium an den Ufern des Flusses Tiber und ist außerordentlich reich an bedeutenden Bauten und vielen, vielen, vielen Kirchen. Die schönsten von ihnen standen auf unserem Programm. So haben wir neben dem Petersdom (natürlich!) das Pantheon, die Kirchen Santa Sabrina, Sant' Alessio und Sant' Anselmo besichtigt. Hier oben auf der Piazza die Cavalieri di Malta gab es mein ganz persönliches Highlight: Der Blick durch das „Buco di Roma“, ein Schlüsselloch, das einen grandiosen Blick auf die Kuppel des Peterdoms gewährt. Weitere Basiliken wurden besichtigt: S. Giovanni in Laterano und S. Paolo fuori le Mura. Letztere beeindruckte durch die Ansammlung der Portraits aller Päpste. (Wenn man als in der Jetztzeit Lebende höchstens vier mit Namen kennt, bekommt man an diesem Ort einen gewaltigen Eindruck von Kirchengeschichte und das Gefühl, ganz, ganz klein zu sein.) Tag für Tag wurden wir von einer kompetenten, kirchenkundigen, italienischen, aber perfekt Deutsch sprechenden Reiseführerin begleitet. Sie ließ keinen Stein unerklärt und keine Frage unbeantwortet. Wussten Sie, dass im Petersdom zwei Gräber für den möglichen Tod des Papstes vorbereitet sind? Tatsächlich gibt es momentan zwei lebende Päpste, was in der Kirchengeschichte eher selten ist (vor Oktober 1417 gab es sogar mal drei Päpste und mehr, aber das ist sehr, sehr lange her).
Schwarz, heiß, süß!
Zeit für Müßiggang gab es keine; es wäre ja auch aller Laster Anfang gewesen. Doch eine Pause, um in einer der bekanntesten Eisdielen Roms sich an der Schlacht um das köstliche Eis zu beteiligen, war trotzdem drin. Und immer wieder (und immer wieder gerne!) ein kurzer Stopp für einen Café – schwarz, heiß, süß! Aber auf der Hinfahrt gab es diesen erst weit hinter Modena, das war Italienkenner Gottfried Askani sehr, sehr wichtig. So ein Café weckt Lebensgeister und beruhigt die Nerven. Er wäre dringend notwendig gewesen beim Passieren der Sicherheitskontrollen auf dem Weg in den Petersdom.
Eine gefühlte ganze Stunde hat es gedauert, bis alle MitgliederInnen unserer Gruppe komplett entwaffnet waren. Viele Nagelfeilen, Nagelscheren und Taschenmesser bleiben nun für ewig in Rom.
La Dolce Vita
Ja, das Programm war eng geschnürt, aber dafür haben wir in diesen Tagen auch gelebt wie die Römerinnen und Römer selbst: Mittags und abends wurde lang und ausführlich gegessen, geredet und das ein oder andere Gläschen Wein genossen. La Dolce Vita! Gekrönt von einer Wanderung rund um die Etruskischen Gräber bei Necropoli, mit einem doch noch gewährten Müßiggang im malerischen Städtchen Ceveteri und einem Bad im Meer bei Santa Severa für all diejenigen, die vorbereitet waren und ihre Badesachen dabei hatten.
Audienz beim Papst: Beeindruckende friedliche, fröhliche Stimmung
Das Highlight der Reise war neben den Stadtführungen „Rom bei Nacht“, „Rom bei Tag“ und durch Trastevere natürlich die Audienz bei Papst Franziskus. Leider waren wir dort nicht alleine. Rund 20.000 Menschen sollen an dem Tag auf dem Petersplatz versammelt gewesen sein. Papst Franziskus ist seit dem 13. März 2013 der 266. Bischof von Rom und damit Papst, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Wer nicht in der ersten Reihe stand, konnte ihn und seine Fahrt im Papamobil über große Leinwände verfolgen. Ansprachen in den verschiedenen Sprachen wurden gehalten, die anwesenden Gruppen in der jeweiligen Landessprache begrüßt (wir waren angemeldet, wurden aber leider nicht aufgerufen). Beeindruckend war der Jubel, der immer dann aufkam, wenn eine Gruppe genannt oder in ihrer Sprache angesprochen wurde. Die Audienz verband nicht nur die Gläubigen miteinander, sondern auch die verschiedenen Länder und das - trotz der vielen Menschen - in einer beeindruckenden friedlichen, fröhlichen Stimmung. Es war toll, dabei zu sein. Bedauerlich, dass Papst Franziskus seine noch im Februar diesen Jahres in einem Brief formulierte Ermunterung der Kirchen zu Fortschritten in der Ökumene (Quelle: Domradio.de) mittlerweile relativiert hat. Unsere ökumenische Gruppe war froh und glücklich, mit zwei Geistlichen auf einer Reise zu sein, die einander mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen, die sich zur Ökumene bekennen und den christlichen Diskurs auch zu diesem Thema zu keiner Zeit scheuen.